Leben auf Mallorca

Leben und Arbeiten auf MallorcaImmer mehr Landsleute ziehen ernsthaft in Erwägung, ihren Lebensmittelpunkt zumindest für einige Monate des Jahres auf die goldene Insel Mallorca zu verlegen. Die folgenden Informationen sind Auszüge aus dem Buch "Auf Mallorca leben und arbeiten", die mit freundlicher Genehmigung des Grundmann-Verlags an dieser Stelle veröffentlicht werden dürfen.


Mallorcabild und Realität

Sollte es stimmen, dass immer noch Millionen Deutsche davon träumen, im Alter oder schon in beruflich aktiven Jahren auf Mallorca zu leben, dann gibt es hier einen erheblichen Aufklärungsbedarf. Eigentlich müssten bis zu drei Millionen deutsche Urlauber jährlich und fast 60.000 deutsche Residenten ausreichen, um ein stimmiges Bild von Mallorca in die Heimat zu tragen. Aber weit gefehlt! Und die umfangreiche, sich jedoch meist auf bestimmte Themen konzentrierende Mallorca-Berichterstattung in allen Medien hat eher für eine Verzerrung der Vorstellungen vom Alltag auf der Insel gesorgt. So kommt mancher mit realitätsfernen Ideen nach Mallorca und wird dort mit völlig unerwarteten Problemen konfrontiert.

Recht verbreitet ist der Glaube, dass man auf der Insel wunderbar und in Freuden leben und ­ bei Bedarf ­ sicher auch leicht Geld verdienen könne. In Wahrheit braucht jeder, der nach Mallorca kommt, selten weniger als ein volles Jahr, um sich einigermaßen einzufinden und sich mit der Insel zu arrangieren. Träume sind letztlich schlechte Berater; nur eine nüchterne, objektive Analyse der eigenen Voraussetzungen kann verhindern, dass man Opfer seiner Illusionen wird.

© Grundmann-Verlag

Auf Mallorca leben und arbeiten
Ein Inselratgeber für Träumer und Realisten.
Autoren: Hans-R. Grundmann, Hartmut Ihnenfeldt, Peter Maniott
Taschenbuch - 288 Seiten mit vielen Bildern und Illustrationen
Grundmann-Verlag/Reise Know-How


Reif für Mallorca? Zu beachtende Aspekte

Folgende Punkte müssten Sie im Vorwege klären, damit der »Mallorca-Traum« nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt sein soll:

- Finanzen: Reichen Ihre Mittel, um eine gewisse Zeit (dazu detaillierter ab Seite 200) auch ohne zusätzliche Einkünfte finanziell klar zu kommen bei einem allgemeinen Preisniveau, das heute in etwa dem deutschen entspricht, aber für manche Güter und Dienstleistungen auch schon höher liegt?

- Haus/Wohnung: Den Traum vom Haus mit Meerblick oder gar in der ersten Reihe am Strand werden sich nur noch die wenigsten erfüllen können. Besonders die Preise für solche Objekte sind in den letzten Jahren extrem gestiegen. Sind Sie ggf. bereit, Ihre Ansprüche den Verhältnissen anzupassen? Ist Mallorca Ihnen soviel wert, dass Sie auch in einer vielleicht gesichtslosen Urbanisation in der »dritten oder vierten Reihe« hinter der Küste oder »weit ab vom Schuss" im Inselinneren leben könnten?

- Arbeit: Wenn Sie auf Mallorca arbeiten wollen, sind Sie sich über die Eigenheiten des dortigen Arbeitsmarktes im Klaren? Haben Sie sich über die Arbeitsbedingungen und die Verdienstmöglichkeiten informiert?

- Aktivitäten: Haben Sie Vorstellungen davon, wie Sie Ihren Alltag gestalten wollen? Nichts ist auf Dauer so ermüdend und frustrierend wie Müßiggang.

- Soziales Umfeld: Haben Sie Freunde und Bekannte auf Mallorca? Können Sie sich generell in eine neue Umgebung rasch integrieren? Und vor allem: Sprechen Sie Spanisch oder ­ noch besser: Mallorquinisch!

Dies sind nur die wichtigsten Aspekte, die Sie vor einer grundsätzlichen Entscheidung über einen eventuellen Umzug nach Mallorca berücksichtigen sollten. Zu den Punkten »Haus/Wohnung«, »Arbeit« und ­ in Grenzen ­ »Aktivitäten« liefert dieses Buch eine ganze Menge Informationen.

Wenn Sie nach dessen Lektüre die gestellten Fragen mit einem zumindest verhaltenen, besser kräftigen »Ja« beantworten können, bringen Sie immerhin bereits gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Realisierung Ihrer Wünsche mit. Nachdem Sie dann den entscheidenden Schritt getan haben, gilt: Lassen Sie sich nicht gleich von ersten Schwierigkeiten entmutigen! Ihre Gründe, sich unter der Sonne des Südens anzusiedeln, lösen sich bei Problemen ja nicht in Luft auf, sondern bestehen nach wie vor. Und grundsätzlich ist es sicher keine schlechte Idee, sich als vom Klima arg benachteiligter Mitteleuropäer Mallorca als künftigen Wohnsitz auszusuchen.

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Auf Mallorca leben und arbeiten
Ein Inselratgeber für Träumer und Realisten.
Autoren: Hans-R. Grundmann, Hartmut Ihnenfeldt, Peter Maniott
Taschenbuch - 288 Seiten mit vielen Bildern und Illustrationen
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Tipps für "Träumer"

Lesen Sie dieses Buch gründlich, dann sind Sie schon ein Stück schlauer, mit der Realität vertraut und wissen in etwa, was Sie auf der Insel erwartet. Fliehen Sie nicht vor Ihren Problemen in Deutschland nach Mallorca, in der Hoffnung, dass sich unter südlichem Himmel alles von selbst regeln werde. Ordnen Sie Ihre Verhältnisse zu Hause, bevor Sie von dort weggehen.. Abonnieren Sie das Mallorca Magazin und/oder die Mallorca Zeitung (ê Kapitel »Medien« ab Seite 137). Recherchieren Sie darüber hinaus mit Hilfe unserer Linklisten und Latest News im Internet unter www.leben-und-arbeiten-auf-mallorca. de, und verschaffen Sie sich so schon von zu Hause aus einen umfassenden kritischen Überblick.

Hören Sie sich um, was andere über Mallorca erzählen, welche Eindrücke sie gesammelt und Erfahrungen sie gemacht haben. Aus den Erfahrungen und Fehlern (!) der anderen zu lernen, ist »billiger«, als unnötige Fehler selbst zu machen. Übernehmen Sie sich nicht bei der Planung. Das gilt sowohl in finanzieller Hinsicht als auch für ggf. angestrebte berufliche Tätigkeiten. Sorgen Sie für ein solides finanzielles Polster, mit dem Sie sich eine Zeit über Wasser halten können, besonders, sofern Sie sich geschäftlich engagieren wollen.

Auch wenn Sie sich im Prinzip schon entschlossen haben, Mallorca zur neuen Heimat zu machen, reisen Sie erst einmal mehrere zusammenhängende Wochen auf Probe dorthin, bevor Sie Ihre Zelte in der Heimat endgültig abbrechen. Fahren Sie gezielt herum, sehen Sie sich um, sprechen Sie mit möglichst vielen Leuten, und sammeln Sie noch weitere persönliche Eindrücke. Vielleicht finden Sie in dieser Zeit ja schon Ihren Wunschjob. Vermeiden Sie spontane Käufe von Immobilien oder Übernah6 men von Geschäften. Seien Sie grundsätzlich misstrauisch und kritisch, wenn es um geschäftliche Vereinbarungen oder finanzielle Transaktionen geht. Holen Sie vor Vertragsabschlüssen auf jeden Fall professionellen Rat ein.

Lernen Sie Spanisch (und/oder sogar Mallorquinisch). Die Sprache ist die Eintrittskarte für eine andere Kultur und Gesellschaft. Wer nicht bereit ist, die Sprache des Landes zu lernen, in dem er sich niederlassen möchte, sollte lieber zu Hause bleiben. Brechen Sie nie alle Verbindungen mit der Heimat ab. Ein nicht geringer Teil der Auswanderer nach Mallorca kehrt einige Jahre später (frustriert?) der Insel den Rücken. Dann ist es gut, in Deutschland nicht völlig alleine dazustehen.

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Auf Mallorca leben und arbeiten
Ein Inselratgeber für Träumer und Realisten.
Autoren: Hans-R. Grundmann, Hartmut Ihnenfeldt, Peter Maniott
Taschenbuch - 288 Seiten mit vielen Bildern und Illustrationen
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Mentalität und Lebensstil auf Mallorca

In vielen Dingen des Alltags äußert sich die mallorquinische grandeza, die »Größe« oder »Würde«, das Schicksal so zu ertragen, wie es kommt (offensichtlich eins der vielen positiven Relikte aus der Maurenzeit). Diese Tugend war angesichts der häufigen Notzeiten in der mallorquinischen Geschichte auch bitter nötig, wollte man nicht vollends verzweifeln. Die fast totale soziale und somit finanzielle Absicherung, wie wir sie noch bis vor kurzem in Deutschland erleben durften, hat es auf Mallorca nie gegeben. Daraus resultiert eine nivellierende Bescheidenheit im Auftreten, die uns eher fremd ist.

In Bars und Restaurants auf Mallorca

Der Begriff »Bar« kennzeichnet in Spanien Kneipen, von einfachst bis edel. Neben Getränken gibt es immer Kleinigkeiten zu essen, vor allem die bekannten Appetithäppchen tapas und bocadillos (belegte Brötchen). Wie oben bereits ausgeführt, sind Bars Institutionen des mallorquinischen Lebens; Barbesuche gehören zum Tagesablauf vieler Spanier. Insofern ist es hilfreich, die wichtigsten Eigenarten und ­ ungeschriebenen ­ Regeln zu kennen, die in Bars und auch in Restaurants gelten.

In der Bar

In Bars wird viel Kaffee oder eine copa (de cognac/brandy) getrunken. Bei dieser Art copa handelt es sich also nicht um ein Glas Wein, denn Wein bestellt man im Allgemeinen nur zusammen mit dem Essen. Dank der Touristen haben sich die Spanier aber daran gewöhnt, dass extranjeros auch in der Bar schon mal eine copa de vino tinto (ein Glas Rotwein) ordern. Zwischen Bars in Tourismuszentren und solchen in spanischen Vierteln können die Preise extrem differieren. Vergleichen Sie einmal die Preise für eine Tasse Kaffee! In vielen Bars zahlt man zudem bei Bestellung am Tresen andere Preise als am Tisch, auf Terrassen teilweise bis zu 25% mehr. Nutzen Sie das aber nicht aus, indem Sie z.B. am Tresen ordern und dann mit Ihrem Getränk durch das Lokal wandern. Das wäre ein Fauxpas, zumal Getränke immer nur der Kellner trägt und nie der Gast. Jedes Lokal muss sich im übrigen die Preise genehmigen lassen und eine Preisliste aushängen. Die findet man jedoch oft versteckt und kaum sichtbar in einer Ecke.

» Ist der Platz noch frei?«
In deutschen Landen ist es bisweilen noch möglich, sich zu Fremden an einen Tisch zu setzen oder gar vom Kellner zu anderen Gästen platziert zu werden. Einem Spanier erschiene das absolut indiskutabel. Hier gilt die eiserne Regel: Ein Tisch ist besetzt, wenn auch nur eine Person daran sitzt. Das gilt auch für Terrassen. Keiner wird indessen sagen: »Der Platz ist besetzt«, sondern der Spanier wird Sie Platz nehmen lassen, dann aber sehr bald zahlen und gehen. Er fühlt sich einfach gestört. Besser ist es, auf einen freien Tisch zu warten oder sich ein anderes Lokal zu suchen. Im Übrigen sitzt man ohnehin nicht in der Bar, man steht.

Und niemand wundert sich über den Abfall, der den meist gefliesten Boden der Bar üppig bedeckt. »Je höher der Verschmutzungsgrad, umso besser«, schreibt sogar der Autor des Reise Know-How Bandes »Kulturschock Spanien«. Denn das ist Tradition und ein Zeichen dafür, dass man in der »richtigen« Bar ist, in der (weil gut) reichlich verzehrt wird.

In Restaurants wartet man (wie in Amerika) beim Eingang, bis der Kellner einen Tisch empfiehlt, wobei man durchaus um einen anderen als den zugewiesenen bitten kann. Zielstrebig selbst auf einen Tisch zuzusteuern und dort Platz zu nehmen, gilt als ausgesprochen unhöflich. Es ist letztlich eine Frage des persönlichen Stils, ob man sich dem anpasst oder nicht.

Getränke bestellen
In Spanien nimmt die Bedienung immer zuerst die Speisen auf und dann erst die Getränke; also genau umgekehrt, wie Sie es kennen. Rechnen Sie nicht damit, dass alle Kellner Deutsch verstehen. Ein paar Worte Spanisch sind schon hilfreich. Wenn die Getränke auf dem Tisch stehen, sagt hier keiner »Prost« (salud), sondern jeder trinkt, wie es ihm beliebt. Lediglich bei Geburtstagsfeiern und ähnlichen Anlässen stößt man miteinander an.

Sollten Sie das Bier nicht in ein eiskaltes Glas gezapft haben wollen, wie es vielfach üblich ist, so ordern Sie ausdrücklich ein Wer sich in mallor»normales« Glas (en un vaso normal). In Spani-quinischen Lokalen weniger wohl fühlt, en unterscheidet man bei den Gläsern: findet deutsche Gaststätten und deutsches · copas sind Gläser mit Fuß, Bier allerorten · vasos einfache Gläser. Entsprechend wird bestellt: · Una copa de vino, aber un vaso de agua. Und wenn Sie Bier vom Fass haben wollen, dann sagen Sie: una caña.

Serviceverhalten
Wenn Sie aus der Heimat aufmerksame und freundliche Bedienung gewohnt sind, so werden Sie in Spanien ein wenig umdenken müssen. Spanische Kellner wirken oft unfreundlich und unaufmerksam. Gehen Sie auch davon aus, dass spanisches Restaurantpersonal nicht gesprächig ist und Sie keiner fragt: »Was darf es sein?«.

Normalerweise kommt ein Kellner an den Tisch, wünscht »buenos dias«, »buenas tardes« (nachmittags) oder abends »buenas noches« und wartet auf Ihre Bestellung. Die Getränke setzt man Ihnen wortlos hin, ohne etwa »zum Wohl« zu sagen, und auch nach dem Servieren der Speisen wünscht selten einer »guten Appetit« (que aproveche oder buen aprovecho). Während des Essens zu fragen: »Sind Sie zufrieden?«, kommt kaum jemandem in den Sinn. Einen Kellner zur Eile anzutreiben, ist nicht nur ungehobelt, sondern auch vergeblich. Ein spanischer Gast nimmt sich Zeit zum Essen und wartet geduldig.

Lebensart à la Mallorca

Grandeza und Bescheidenheit
In vielen Dingen des Alltags äußert sich die mallorquinische grandeza, die »Größe« oder »Würde«, das Schicksal so zu ertragen, wie es kommt (offensichtlich eins der vielen positiven Relikte aus der Maurenzeit). Diese Tugend war angesichts der häufigen Notzeiten in der mallorquinischen Geschichte auch bitter nötig, wollte man nicht vollends verzweifeln. Die fast totale soziale und somit finanzielle Absicherung, wie wir sie noch bis vor kurzem in Deutschland erleben durften, hat es auf Mallorca nie gegeben. Daraus resultiert eine nivellierende Bescheidenheit im Auftreten, die uns eher fremd ist. Zum Beispiel bei der Kleidung, die erstaunlich konservativ ist.
Der gedeckte Anzug mit Krawatte ist für einen caballero in der Stadt immer noch selbstverständlich, sogar im Sommer bei großer Hitze. Auch in weniger begüterten Kreisen gibt man sich gepflegt, und selbst die Overalls von Arbeitern und Technikern haben Format. Ob es die Mitarbeiter der Gas- oder Elektrizitätswerke, die Postler oder Polizisten sind, allesamt treten sie in schnieker Uniform und auch sonst gepflegt auf. Eine Uniform macht aber in Spanien aus dessen Träger keinen anderen Menschen, was mitunter in Deutschland ganz anders ist.

Bescheidenheit zeigen viele Mallorquiner in der Wohnung. Möbel schafft man sich einmal fürs Leben an. Der Wohnstil unterliegt kaum einer Mode. Was wir als überholt bezeichnen und ausrangieren würden, löst beim Mallorquiner keine Wünsche nach Neueinrichtung aus. Ein weiteres, gutes Beispiel für Bescheidenheit liefert die mallorquinische Küche; sie ist einfach und bodenständig. Das frito, ein Gemisch aus Innereien, Kartoffeln und Gemüse sowie das tumbet, ein Gemüseeintopf aus einheimischen Produkten, sind beliebte Standardgerichte. Fast jede Familie auf dem Land mästet ein Schwein, das im Spätherbst bei einer fröhlichen matanza (Schlachtfest) zu Wurst und Schinken verarbeitet wird. Dies ist immer eine Fiesta mit Freunden und Nachbarn. Auch wenn zu Weihnachten und Ostern richtig »aufgefahren« wird, beschränken sich die Gaumenkitzel auf Lamm, Kaninchen oder Spanferkel überwiegend in deftiger Zubereitung.

Nur nicht auffallen
Bescheidenheit ist auch der Grund dafür, dass man nicht zeigt, was man hat. Einfache Leute geben sich gut situiert und Gutsituierte einfach ­ anzusehen ist es ihnen nicht unbedingt. »Nur nicht auffallen« heißt die Devise, und die verbietet weitgehend Statussymbole. Sollten Sie einmal hören, dass ein Mallorquiner überhaupt erwähnt, noch ein »Häuschen« in den Bergen zu haben, so kann es durchaus sein, dass es in Wirklichkeit ein prächtiger Besitz ist.

Mallorquiner fallen auch seltener mit ihren Autos auf. Selbst Generaldirektoren lassen sich nicht herumkutschieren und fahren nur selten Luxuskarossen. Und die meisten Reichen, die es sich erlauben könnten, schon gar nicht. Mit dem Auto zu zeigen, was man ist und hat, wäre für die meisten Einheimischen unvorstellbar. Die Einordnung einer Person nach der Wagenkategorie ist nicht verbreitet. Man fährt Mittelklasse ­ Seat, Citroen oder Peugeot ­ oder, wenn es hochkommt, einen 5er-BMW, und zwar eher das vorletzte Modell. Wenn Sie auf Mallorca »dicke« Autos mit spanischen Nummernschildern sehen, so sind die Besitzer fast immer ausländische Residenten, die ihren Wagen mitgebracht haben und darauf nicht verzichten mögen.

Schweigen ist Gold
Da »Angabe« nichts gilt, hat man keinen Grund, über sich und seinen Besitzstand zu reden. Wer wen kennt, mit wem Geschäfte macht, welches »krumme Ding« wer gedreht oder wie viel man an der Steuer vorbeigeschleust hat, darüber spricht man nicht. Wenn Sie in eine Bar kommen und die Männer lebhaft diskutieren hören, könnten Sie annehmen, dass Mallorquiner nicht schweigsam, sondern eher geschwätzig sind. Aber das täuscht. Männerthema Nr. 1 ist »Fußball«, weit vor »Frauen«, »Wetter« oder anderen Alltäglichkeiten. Und da nahezu jeden Tag Fußball im Fernsehen übertragen wird, gibt es immer Neuigkeiten, über die geredet werden muss. Und wenn einer doch mal ansetzt, etwas auszuplaudern, wird er durch eine lautlose Geste sofort zum Schweigen ermahnt. Dazu presst man Daumen und Zeigefinger beider Hände zusammen, legt sie gegeneinander an die Lippen und zieht sie dann bis über die Mundwinkel: »Halt' bloß den Mund!«

Geschwätzigkeit und Verschlossenheit stehen nicht im Widerspruch zueinander. Das Schweigen haben sie gelernt, zuletzt unter Franco, der den Mallorquinern sogar die eigene Sprache verbot. Das Schwätzen konnte er ihnen aber nicht verbieten. Aus der Zeit der Diktatur ist die Überzeugung geblieben, dass die Obrigkeit nicht alles wissen muss, vor allem nicht die Finanzbehörde. Mit Erstaunen ist immer wieder festzustellen, wie offen Nordländer über Finanzmanipulationen sprechen und wie viel sie wo »gebunkert« haben. Spanier hüllen sich über solche Themen in absolutes Schweigen. Für die verschiedenen Finanzgeschäfte besitzen viele gesonderte Bankkonten, die sie sorgsam trennen: nur eines ist das offizielle für die Steuer. Indessen benötigt auch der spanische Staat Steuern und-macht seinen Bürgern das »Kontenverstecken« nicht mehr so leicht wie noch vor wenigen Jahren. Zu Hilfe kommen ihm dabei neue EU-einheitliche Regelungen.

Neid, was ist das?
Aus Unauffälligkeit und Schweigsamkeit wächst kein Neid. Wenn ich nicht zeige, was ich habe, bzw. nicht darüber rede, so die Erkenntnis, fehlt für Missgunst die psychologische Basis. Aus diesem Grund ist die spanische Gesellschaft weitgehend »neidlos«. Die Madrileños sind höchstens neidisch, wenn sich der FC Barcelona die besseren Fußballer leisten kann als Real Madrid und umgekehrt. Aber dieser Neid ist von einer anderen Art. Er basiert auf der Konkurrenz zwischen der offiziellen Hauptstadt und Barcelona, die sich für die »wahre« Hauptstadt Spaniens hält.

Wie wenig neidisch Mallorquiner sind, lässt sich an Wochenenden u.a. im Hafen von Portals beobachten. Dort liegen zahlreiche Yachten, die Millionen kosten. Spanische Familien bummeln daran vorbei und bewundern, wie es scheint, neidlos die zur Schau gestellte Pracht. Um die abgestellten Porsches, Ferraris und Rolls Royce brauchen die Eigentümer sich keine Sorge zu machen. Sie werden mit Vorsicht umgangen. »Glückliches Spanien« kann da nur sagen, wer weiß, wie sehr andernorts der Neid gedeiht und oft sogar die Gerichte beschäftigt.

Wo der Neid fehlt, schaut der Arme nicht bewundernd zum Reichen auf, und der Reiche blickt auch nicht herunter auf den Armen. Man geht unbekümmerter miteinander um als bei uns, sitzt und trinkt zusammen, und wer Geld hat, der bezahlt. Knapp bei Kasse zu sein, ist keine Schande, und man gibt es unter Freunden offen zu.

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Auf Mallorca leben und arbeiten
Ein Inselratgeber für Träumer und Realisten.
Autoren: Hans-R. Grundmann, Hartmut Ihnenfeldt, Peter Maniott
Taschenbuch - 288 Seiten mit vielen Bildern und Illustrationen
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Der Tag eines Mallorquiners

Bekanntlich läuft auf Mallorca alles etwas langsamer als bei uns. Und das hat ja auch sein Gutes, z.B. werden dadurch die Nerven geschont. Außerdem macht das in Anbetracht der klimatischen Bedingungen in Spanien und speziell auf Mallorca Sinn. Der im Folgenden skizzierte Ablauf trifft natürlich nicht auf jeden Mallorquiner, und schon gar nicht auf Mallorquinerinnen zu, verdeutlicht aber in der Konzentration das Typische, wie anders z.B. das Alltagsleben eines berufstätigen Mannes auf der Insel im Vergleich zu Deutschland ist.

Am Morgen ins Büro
Ein im Berufsleben stehender Mallorquiner »alter Schule« geht vor Arbeitsbeginn in die Bar, trinkt einen Milchkaffee, tunkt eine ensaimada (ein Hefe-Schmalzgebäck) hinein, liest Zeitung oder redet sich mit Freunden/Bekannten warm. Auf diese Art wach geworden, sieht er im Büro nach, was anliegt, hat Termine und Besprechungen. Das geht konzentriert bis gegen 12 Uhr. Dann ist es Zeit, eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. Also wieder in die Bar, wo bei einem Schluck Bier oder Rotwein ein bocadillo (belegtes Brötchen) oder ein paar tapas verzehrt werden. Nach 20 Minuten ist man zurück im Büro und arbeitet bis max. 14.30 Uhr.

Arbeitszeit
Die »normale« Arbeitszeit in Spanien läuft überwiegend immer noch von 9 Uhr bis 14 Uhr und von 17 bis 20 Uhr, wiewohl dieses Prinzip vor allem in Großstädten, also auch Palma, in letzter Zeit mehr und mehr durchbrochen und durch eine kontinuierliche Arbeitszeit ohne Siesta ersetzt wird. Neuere Untersuchungen behaupten sogar, dass nur noch 20% aller Beschäftigten Gelegenheit zur siesta haben. Wer indessen das Verkehrsaufkommen in und rund um Palma, um Inca und Manacor zu Siestabeginn und -ende erlebt, mag zumindest dort daran nicht glauben. Palmas Straßen werden bis zu 5 x täglich von einer veritablen Rush Hour heimgesucht, nämlich morgens, mittags, nachmittags durch die Rückkehr der »Siestamacher«, kurz darauf durch die Abfahrt aller »Durcharbeiter« und später nach 19 Uhr, wiewohl etwas entzerrter, wegen des nun allgemeinen Arbeitsendes.

Siesta
Für die meisten Mallorquiner gehört die siesta nach wie vor zum täglichen Routineritual. Sie beginnt teilweise schon um 13 Uhr, spätestens aber um 14.30 Uhr, und geht bis 16.30/17.00 Uhr. Wer nicht nach Hause fährt, besucht ein Restaurant, wo ausgiebig getafelt und diskutiert wird. Selbst ein preiswertes Menu (jedes Restaurant ist verpflichtet, ein günstiges menu del dia anzubieten ­ heute ab ca. 8) besteht aus drei Gängen und einem anschließenden Kaffee, der niemals fehlen darf. Die Mittagssitzung zieht sich oft über die gesamte siesta. Die hora de comer (Stunde ­ eigentlich Stunden! ­ des Mittagessens) ist heilig, Termine liegen vorher oder nachher. Für uns ist die siesta ein zwar im Allgemeinen bekanntes, oft belächeltes, aber selten ernst genommenes Phänomen. Auch wenn es ­ wie oben bereits beschrieben ­ im Rahmen der EU und der Globalisierung von Lebensstilen unübersehbare Auflösungstendenzen bei der mediterranen Mittagspause gibt, sollte man sich nicht wundern, wenn zwischen 13.00 Uhr und 17.00 Uhr, selbst oder sogar insbesondere in der Großstadt Palma, wenig oder gar nichts läuft. Wirtschaftsexperten fordern seit langem die völlige Abschaffung dieser alten spanischen Tradition, die als Wettbewerbsnachteil angesehen wird und wohl auch ist.

Der lange Abend
Nach der Siesta beginnt jedenfalls wieder die Arbeit, die bis 20 Uhr dauern kann. Dann verlässt unser konservativ eingestellter Mallorquiner gut gelaunt das Büro; die Bar wartet schon. Dort trifft man sich auf eine copa (ein Glas) und schwätzt entspannt mit Kollegen oder Freunden bis gegen 21 Uhr. Jetzt ist es Zeit heimzugehen, weil im Familienkreis ab 21 Uhr zu Abend gegessen wird, was sich bis Mitternacht hinziehen kann. Wenn das Abendessen im Restaurant stattfindet, fährt man gegen 21 Uhr nach Haus, zieht sich dort vielleicht um, lädt Frau und Kinder ins Auto und ist gegen 21.30 Uhr im Restaurant. Ein solcher Abend dauert häufig länger, weil man auch nach dem Essen für den letzten Schluck wieder gerne eine Bar aufsucht. So ist es kein Wunder, dass Spanier nachts im Durchschnitt etwa eine Stunde weniger schlafen als Mitteleuropäer. Vielleicht auch ein Grund für eine gewisse Trägheit in manchen Arbeitsprozessen? Oder liegt dies daran, dass in Spanien die »falsche Zeit« gilt, was zur Folge hat, dass die Sonne in diesem Land zu spät auf- und zu früh untergeht? Es gibt ernsthafte Überlegungen, Spaniens Uhren (wie in Portugal) um eine Stunde zurückzustellen (und somit der Greenwichzeit anzupassen), weil Spanien auf gleicher geographischer Länge wie England liegt.

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Auf Mallorca leben und arbeiten
Ein Inselratgeber für Träumer und Realisten.
Autoren: Hans-R. Grundmann, Hartmut Ihnenfeldt, Peter Maniott
Taschenbuch - 288 Seiten mit vielen Bildern und Illustrationen
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Arbeiten auf Mallorca - wie findet man einen Job auf Mallorca, und was muss man bei der Arbeitssuche bedenken?

Lohnt es sich, auf Mallorca nach einer neuen Arbeitsstelle zu suchen? Was muss man wissen, wenn man sich auf Mallorca selbständig machen will?

Bewerben - die spanische Methode

Wie man sich auf Mallorca um einen Job bewirbt
Die Regeln für die Bewerbung um einen Arbeitsplatz sind in Spanien längst nicht so eng gefasst wie in Deutschland. Häufiger und durchaus Erfolg versprechend ist hier die so genannte Initiativ- oder Blindbewerbung, d.h. man wendet sich direkt an sein Wunschunternehmen, ohne dass dieses Stellen offiziell ausgeschrieben haben muss. Sehr hilfreich ist es dabei, wenn man irgendwelche Beziehungen und/oder Referenzen einbringen kann. Ansonsten kann Hartnäckigkeit auch eher zum Erfolg führen als in der Heimat. Also, nicht gleich entmutigen lassen, sondern immer mal wieder telefonisch oder persönlich beim Verantwortlichen, dessen Namen einem vertraut über die Lippen kommen sollte, vorsprechen.
Die eigentliche schriftliche Bewerbung besteht dann nur aus zwei (!) Teilen, dem tabellarischen Lebenslauf und dem Anschreiben; beides ist kurz zu fassen. Kopien von Zeugnissen und gestylte Passfotos sind (zunächst) nicht erforderlich Die in Deutschland übliche große Bewerbungsmappe ist also auf Mallorca eher nicht üblich [...]

Die eigentliche schriftliche Bewerbung besteht dann nur aus zwei (!) Teilen, dem tabellarischen Lebenslauf und dem Anschreiben; beides ist kurz zu fassen. Kopien von Zeugnissen und gestylte Passfotos sind (zunächst) nicht erforderlich Die in Deutschland übliche große Bewerbungsmappe ist also auf Mallorca eher nicht üblich [...]

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Auf Mallorca selbständig machen - Existenzgründung auf Mallorca

Was Sie beachten müssen, wenn Sie auf den Balearen (oder in Spanien generell) unternehmerisch tätig sein wollen.

Was Unternehmensgründer auf Mallorca beachten müssen
Wenn Sie sich auf Mallorca selbständig machen möchten, eine eigene Existenz gründen wollen, ohne ein bereits bestehendes Geschäft zu übernehmen, müssen Sie einen bürokratischen Hürdenlauf absolvieren, der die viel geschmähten deutschen Prozeduren bei weitem in den Schatten stellt. Der Vorteil in Spanien ist jedoch, dass nach Einreichung aller notwendigen Unterlagen und Papiere in vielen Fällen ein permiso provisionál (vorläufige Genehmigung) erteilt wird, womit Sie dann schon mal starten können. Ob das in Ihrem Fall möglich ist, müssen Sie prüfen lassen. Die Erteilung der endgültigen Genehmigung kann dauern.

Bevor Sie auf Mallorca unternehmerisch tätig werden, sollten Sie unbedingt im Rathaus der jeweiligen Gemeinde nachfragen, ob Standort und Art des Geschäfts oder Lokals im Einklang mit dem Plan de Ordinación Urbana steht, auf Deutsch »Flächennutzungsplan«. Gibt es damit keine Schwierigkeiten, steht dem Abschluss eines entsprechenden Miet- oder Kaufvertrag nichts entgegen. Danach sollten Sie einen Ingenieur, Baumeister oder Architekten in Ihre Räumlichkeiten bestellen, der feststellen muss, ob die Räume und deren vorgesehene Nutzung den Bestimmungen entsprechen und/oder ob Änderungen durchzuführen sind. Solche Änderungen werden in einem proyecto técnico (Plan zur technischen Durchführung) zusammengefasst und eingereicht. Er dient zur Erteilung der licencia de actividad und der licencia de apertura (Geschäftslizenz und -eröffnung).

Einzelunternehmer auf Mallorca

Gestoria auf Mallorca
Als Existenzgründer müssen Sie auf Mallorca folgende Hürden nehmen:
- beim Ausländeramt (Jefatura Superior de Policia) die N.I.E., die Identifikationsnummer für Ausländer, beantragen
- sich mit der N.I.E. beim Finanzamt anmelden
- und sich spätestens nach einem Monat auch bei der Sozialversicherung anmelden.

Wenn Ihre Tätigkeit mehrwert- steuerpflichtig ist, müssen Sie nach Abschluss jedes Quartals ­ ganz wie bei uns ­ eine entsprechende Zahlung leisten, ebenso wie einen Abschlag auf die Einkommensteuer. Spätestens zum 30. Juni des Folgejahres ist die Jahressteuererklärung fällig.

Zur Erledigung aller bürokratischen Formalitäten sollten Sie unbedingt auf die Hilfe einer Gestoria zurückgreifen. Würden Sie die nämlich selbst erledigen wollen, wären Sie schon bei der Geschäftseröffnung mit den Nerven am Ende, sofern es dazu überhaupt käme.

Die spanische Rente als Grundversorgung
Aus der staatlichen Sozialversicherung in Spanien ergeben sich nur minimale Rentenansprüche, die nach unseren Maßstäben nicht ausreichen, um den Lebensunterhalt im Alter oder bei Arbeitsunfähigkeit zu bestreiten. Dafür sind die monatlichen Durchschnittskosten von ca. 600/Arbeitnehmer (inkl. Arbeitgeberanteil) für Kranken-, Arbeitslosen-, Berufsunfall- und Rentenversicherung im Vergleich zu Deutschland (im statistischen Mittel an die 1500 im Monat) wesentlich niedriger.

Dramatisch ist die Situation in Spanien für Selbständige, die besonders geringe Leistungen erhalten, in der Regel aber dafür auch nur knapp über 400/Monat für das genannte Versicherungspaket zahlen.

Die spanische Rente bietet bestenfalls eine Grundsicherung für Arbeitnehmer. Selbständige erreichen nicht einmal die mit der zu erwartenden Rente und müssen privat vorsorgen.

Die spanischen Steuernummern N.I.E., N.I.F., C.I.F.
In Spanien gibt es drei Arten von Steuernummern, eine für Ausländer, eine für Einheimische und eine für Gesellschaften.

Wer auf Mallorca eine Immobilie kaufen, einen festen Wohnsitz nehmen oder einer gewerblichen Tätigkeit nachgehen will, benötigt ­ wie schon teilweise ausgeführt ­ immer eine Steuernummer.

Für Nicht-Spanier ist das die N.I.E., die Número de Identificación de Extranjeros, die »Identifizierungsnummer für Ausländer« bzw. die Steuernummer für Ausländer. [...]

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 Situation für Arbeitnehmer auf Mallorca

Wer mit dem Gedanken spielt, auf Mallorca einen Job oder gar eine dauerhafte Arbeit zu suchen, und glaubt, dort müsse es in Anbetracht des hohen Anteils der Deutschen am Tourismus und bei den Residenten doch in vielen Berufssparten reichlich Stellen für Deutsche geben, irrt. Möglichkeiten bestehen im Bereich Gästebetreuung/ Hotellerie/Gastronomie natürlich im Prinzip reichlich, aber darüber hinaus ist das Stellenangebot eher gering. Das liegt u.a. daran, dass deutsche Firmen außerhalb der unmittelbar mit dem Tourismus verbundenen Sparten überwiegend in Bereichen tätig sind, in denen relativ wenige Mitarbeiter benötigt werden. Und die sind im Wesentlichen bereits da. Spanische Firmen kommen als Arbeitgeber nur in Frage für Leute, die gut Spanisch sprechen und ggf. auch schreiben können. [...]

Stellenanzeigen, -gesuche
Wer sich die Mühe macht, die Stellenanzeigen im Mallorca Magazin und in der Mallorca Zeitung zu studieren, wird feststellen, dass viele Arbeit suchen, aber nur wenig angeboten wird, was einen halbwegs seriösen Eindruck macht. Daran hat sich über die Jahre wenig geändert. Originaltext Anzeige im MM:
- Wie Sie aus 25 Euro 1000 monatlich machen können!

Wer hier anbeißt, hat wohl schon verloren ­ mindestens 25 für vermutlich irgendeine wertlose Liste mit Geschäftstipps, die nur gegen Vorkasse herausgerückt wird. Ein Beispiel dafür, wie auf Mallorca besonders gerne Deutsche versuchen, andere Deutsche über den Tisch ziehen. [...]

Spanisch unabdingbar
Um auf Mallorca eine Arbeit zu finden, reicht es nicht, dass Sie »buenos dias« und »gracias« sagen können. Angaben in Stellengesuchen wie »Grundkenntnisse in Spanisch« oder »Mache gerade Spanischkurs« sind als Qualifikationshinweis unzureichend. Viele Bewerber sagen ziemlich unbekümmert: »Auf Mallorca lerne ich schon Spanisch«, was vielleicht richtig ist. Aber selbst die meisten als Arbeitgeber in Frage kommenden deutschen Firmen erwarten von angehenden Mitarbeitern durchweg, dass sie sich auf Spanisch verständigen können ­ und zwar bereits, wenn sie antreten. Darüber hinaus sollten Sie heutzutage im Umgang mit dem Computer und dem Internet versiert sein, wenn Sie einen Bürojob anstreben. Das ist auf Mallorca nicht anders als in Deutschland. [...]

Und ohne Spanisch?
Von der Regel, dass eine Stellensuche besser mit Spanischkenntnissen läuft, gibt es eine bescheidene Ausnahme: sie bezieht sich auf Jobs in Restaurants an der Playa de Palma, in Peguera, Cala Rajada etc., die unter deutscher Leitung stehen, nur deutsche Mitarbeiter beschäftigen und im Wesentlichen deutsche Gäste haben. Diese Betriebe benötigen nur in der Saison Arbeitskräfte zum Schleppen von Speisen und Getränken. [...]

Arbeit suchen - Arbeit finden
Wenn Sie versuchen, Arbeit auf Mallorca von Deutschland aus zu finden, vergeht mit Anrufen, Bewerben, Vorstellen zuviel Zeit, zumal die Stellen oft schnell besetzt werden. Ausnahmen bestätigen diese Regel, wenn z.B. ein Zahntechniker mit Spezialkenntnissen gesucht wird, den es kaum auf Mallorca gibt. In solchen Fällen wird auch in Deutschland inseriert.

Am besten ist es im Allgemeinen, sich ein paar Wochen Zeit zu nehmen, um sich auf Mallorca in Ruhe umzusehen und schnell handeln zu können, sollte sich tatsächlich eine Chance bieten. Immerhin betrug die Arbeitslosenquote während der Hauptsaison in den letzten Jahren auf der Insel gerade mal 2,5%-4%; in Deutschland würde man heute angesichts solcher Zahlen von »Vollbeschäftigung« sprechen. [...]

Inserate
Selbst inserieren bringt erfahrungsgemäß wenig, kann aber nicht schaden, wenn sich der Kostenaufwand in Grenzen hält. Gratisanzeigen kann man im El Aviso aufgeben, dem Anzeigenblatt, das an zentralen Punkten der Insel kostenlos zum Mitnehmen ausliegt. Vielleicht ist auch der übersichtlich gestaltete »Arbeitsmarkt« in der Mallorca Zeitung für einen Versuch eine gute Wahl. Dabei sollte man aber nicht den Fehler begehen, sich in seiner Annonce als Alleskönner zu präsentieren [...]

Anzeigenblatt trueque
Wenn Sie einigermaßen Spanisch beherrschen, dann greifen Sie außerdem zur trueque, dem größten Anzeigenblatt Mallorcas. Darin finden Sie dienstags und freitags jeweils bis zu 200 Arbeitsangebote, nach Sparten geordnet, von »kaufmännisch« über »technisch« bis zu »Kinderbetreuung«. Konkret gesucht werden immer gewerbliche Mitarbeiter/Handwerker, Friseusen, Arzthelferinnen, Masseure, Sekretärinnen. Vor allem der Tourismusbereich braucht Mitarbeiter. [...]

Zeitarbeit
Als weitere Möglichkeit bieten sich die agencias de trabajo temporal an, deren Adressen Sie in den Gelben Seiten des Telefonbuchs von Palma finden. Die Zeitarbeitsfirmen (Adecco, Manpower oder Randstad) achten von sich aus darauf, dass bei den Arbeitsverträgen alles in Übereinstimmung mit den spanischen Gesetzen läuft, so etwa die Anmeldung bei der Sozialversicherung. Beziehen Sie diese Firmen also durchaus auch in Ihre Suche ein. [...]

Bezahlung
Gute Chancen, etwas zu finden, haben Sie aber nur, wenn sich Ihre Gehaltsansprüche in Grenzen halten. Der finanzielle Rahmen ist deutlich enger als bei uns. Das höchste Gehalt etwa im öffentlichen Dienst bezieht der Ministerpräsident der Balearen mit nur rund 5.000 brutto. Palmas Bürgermeister verdient ca. 4.000/Monat. Ein Bauarbeiter kommt ohne Überstunden und Schwarzarbeit auf ca. 1.000 netto monatlich. Fulltime-Bürojobs werden bei mittlerer Qualifikation (Bürokaufmann, Sekretärin etc.) in der Größenordnung 1.000 bis maximal 1.800 brutto entlohnt. Das Durchschnittsnettoeinkommen auf Mallorca beträgt pro Monat etwa 1.200, wobei anzumerken ist, dass die Abzüge (Steuer, Sozialversicherung) in Spanien deutlich geringer als in Deutschland sind, die Bruttoeinkommen in Spanien also noch niedriger ausfallen (in Deutschland betrug im Jahr 2005 das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen aller Vollzeitbeschäftigten knapp 40.000 bzw. ca. 3.300/Monat). [...]

Arbeitsgesetze
In manchen Dingen ist die spanische Arbeitsgesetzgebung arbeitnehmerfreundlicher als bei uns, in anderen Bereichen restriktiver. Dafür einige Beispiele:
- die maximale Arbeitszeit für Arbeitnehmer beträgt 40 Stunden pro Woche. Dies ist indessen ein Mittelwert, der sich aus der Arbeitsbelastung übers gesamte Jahr ergibt. Die Höchstarbeitszeit pro Tag liegt bei 9 Stunden im Schnitt mit jeweils mindestens 12 Stunden zusammenhängender Ruhezeit.
- Listenpunkt (beachte, ein listenpunkt-tag darf nur innerhalb eines liste-tags erscheinen!)
- Eine Beschäftigung als Teilzeit-Aushilfe (etwa wie beim deutschen 400-Job) ist nicht möglich.
- Überstunden sind auf 80/Jahr limitiert.
- der Urlaubsanspruch beträgt mindestens 20 Arbeits- bzw. 30 Kalendertage und kann nicht (!) finanziell abgegolten werden. Nicht genommener Urlaub verfällt somit!
- Sonderurlaub wird großzügig gewährt: Bei Heirat gibt es stolze 15 Tage, beim Tod eines nahen Angehörigen 4 Tage, bei der Geburt eines Kindes 2 Tage und bei Umzug 1 Tag. [...]
Als Arbeitsloser nach Mallorca?
Als Arbeitsloser in Deutschland könnte man durch auf den Gedanken kommen, sich auf Mallorca nach einer Anstellung umzuschauen. Wer länger als einen Monat arbeitslos gemeldet ist, erhält beim heimischen Arbeitsamt den E-303-Schein, der dazu berechtigt, drei Monate in Spanien nach Arbeit zu suchen. [...]

Sozialversicherung
Arbeitgeber müssen ihre Angestellten bei der Seguridad Social (dem INSS = Instituto Nacional de la Seguridad Social) anmelden und sind verpflichtet, den Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil als eine Summe an die Sozialversicherung abzuführen. Die Anmeldung muss übrigens erfolgen, bevor ein Mitarbeiter seine Tätigkeit aufnimmt. Alle Bezüge werden für Mitarbeiter bis zur mittleren Ebene in Spanien meist netto vereinbart, wobei der Arbeitgeber noch hohe zusätzliche Zahlungen leisten muss. Die Beiträge zur Sozialversicherung werden nämlich nicht nur zur Hälfte vom Arbeitgeber getragen, sondern 75%-80% gehen zu seinen Lasten. Um diese Nebenkosten zu reduzieren, werden viele Mitarbeiter bei der Sozialversicherung oft mit wesentlich niedrigeren als den in Wahrheit intern vereinbarten Bezügen angemeldet. [...]

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Auf Mallorca leben und arbeiten
Ein Inselratgeber für Träumer und Realisten.
Autoren: Hans-R. Grundmann, Hartmut Ihnenfeldt, Peter Maniott
Taschenbuch - 288 Seiten mit vielen Bildern und Illustrationen
Grundmann-Verlag/Reise Know-How


Mallorca Gesundheitssystem

Medizinische Versorgung auf Mallorca
Wer nach Mallorca kommt und dort erkrankt oder einen Unfall erleidet, muss nicht befürchten, schlecht versorgt zu sein. Das spanische Gesundheitswesen (Insalud) arbeitet auf einem hohen Niveau, die Leistungen der Ärzte und Kliniken sind anerkannt.
Außerdem gibt es immer mehr auf Mallorca niedergelassene deutsche Mediziner und Zahnärzte.

Das spanische Gesundheitssystem

Insalud
Wer offiziell auf Mallorca arbeitet, ist in das System der Insalud eingebunden und kann ­ ähnlich wie bei uns ­ per elektronisch lesbarer Versicherungskarte alle vertraglich zugesagten Leistungen in Anspruch nehmen. Die sind jedoch vergleichsweise gering und im Wesentlichen auf die medizinische Grundversorgung beschränkt.

Jede Art zahnärztliche Behandlung und Zahnersatz sind z.B. grundsätzlich privat abzusichern. Wenn sich ein Spanier ernstlich krank fühlt, geht er als erstes in ein sog. Centre de Salut (Gesundheitszentrum), von den Mallorquinern auch Ambulatorio genannt. Diese Zentren haben Hausarztfunktion und dienen als Ausgabestelle für bestimmte gängige Arzneimittel. Die Behandlungskosten werden zwar von der Insalud getragen, aber viele Medikamente muss der Patient in einer Farmacia (Apotheke) selbst kaufen; darauf gibt es teilweise Insalud-Rabatte bis zu 50%.

Falls der Patient einen Facharzt konsultieren muss, erfolgt die Überweisung des Patienten durch die Ärzte im Centro. Bei Notfällen, nachts und am Wochenende dürfen sich Insalud Versicherte auch direkt an die Notaufnahmen der Krankenhäuser Son Dureta oder Son Llatzer in Palma wenden.

Wartezeiten
Das zentralisierte System bringt Wartezeiten mit sich. Auf den Termin für eine Operation muss man oft über einen zu einem halben Jahr warten: Hunderte Mallorquiner stehen ständig auf der Warteliste. Auch für Untersuchungen, die nicht ambulant in den sog. Ambulatorios oder bei niedergelassenen Ärzten vorgenommen werden können, beträgt die Wartezeit in vielen Fällen über einen Monat. Privatversicherte allerdings betrifft das nicht [...]

Zahnbehandlung auf Mallorca
Die gesetzliche Krankenversicherung erstattet,wie gesagt, keine Kosten für Zahnbehandlungen mit sichtbaren Folgen für die Gebisse der Mallorquiner. Nach einer Untersuchung der balearischen Gesellschaft für Zahnheilkunde haben 80% der Bevölkerung Probleme mit den Zähnen [...]

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Deutsche Ärzte auf Mallorca

Situation
Neben den spanischen Medizinern praktizierten 2005 über 100 deutsche Ärzte auf Mallorca, die fast alle Fachgebiete vom Augenarzt bis zum Urologen abdecken und im wesentlichen von Touristen und den mehr als 50.000 deutschen Residenten in Anspruch genommen werden. Diese dürfen sich über ­ im Vergleich zu Praxen spanischer Ärzte, die mit der Insalud abrechnen, ­ meist moderner ausgestattete Praxen freuen.

Auch für die erstaunlich hohe Zahl an Unglücklichen unter den Residenten, die auf Mallorca ihr privates Paradies nicht finden konnten und sich dem Alkohol- bzw. Drogenmissbrauch hingeben, die unter Depressionen, Neurosen oder Psychosen leiden, ist dank mehrerer Praxen für Psychotherapie gesorgt.

Nach Fachrichtungen und regionaler Verteilung gegliederte aktuelle Listen der auf Mallorca praktizierenden deutschen bzw. deutschsprachigen Ärzte (und Zahnärzte) findet man in den Wochenzeitungen Mallorca Magazin und Mallorca Zeitung.

Von vielen deutschen Ärzten hört man, dass sie in erster Linie Frust über die heimische Gesundheitspolitik veranlasste, nach Mallorca zu gehen. Manche haben nicht nur auf hohe Einkommen verzichtet, sondern auch auf Ansehen, waren Sie doch häufig Inhaber großer Praxen oder Chefärzte. Den Frust haben sie gegen marktwirtschaftliche Freiheit eingetauscht, wohl wissend, dass sie sich finanziell verschlechtern würden. [...]

Konkurrenz
Keiner der deutschen Ärzte auf Mallorca ist bei der staatlichen spanischen Krankenversicherung Insalud Vertragsarzt.

Privat zahlende Patienten sind daher in Anbetracht der hohen Dichte ärztlicher Versorgung stark umworben. Und so schalten privat praktizierende, speziell deutsche Ärzte laufend auffällige Zeitungsanzeigen und listen darin ihr Leistungsangebot (was Ärzten und Zahnärzten in Deutschland untersagt ist).

Hotelportiers fordern unverblümt Bakschisch vom Arzt, den sie im Auftrag des Patienten gerufen haben. Mediziner, die Patienten in eine Privatklinik oder zu einem Privatarzt überweisen, sollen angeblich für diesen Dienst bis zu 15% der Gesamtrechnung kassiert haben, berichtete das Mallorca Magazin. Dies wird indessen genauso hartnäckig wie erfolglos geleugnet.

Kosten und Erstattung
Anders als in Deutschland gibt es in Spanien keine feste Gebührenordnung für Ärzte; die Preisgestaltung der medizinischen Leistung ist weitgehend frei. Eine allgemeinmedizinische Behandlung kostet ca. € 50, Spezialisten verlangen ca. € 75. Apparative und operative Sonderleistungen werden extra berechnet.

Die Patienten müssen Privatrechnungen zunächst aus eigener Tasche begleichen. Die Privatversicherung erstattet die verauslagten Beträge gemäß den jeweiligen Tarifbedingungen ganz oder teilweise. [...]
Gemeinschaftspraxen

Auffällig sind die Gemeinschaftspraxen deutscher Mediziner, die sich mit markanten Anzeigen in der Mallorca Zeitung bzw. im Mallorca Magazin und mit eigenen werbewirksamen Websites im Internet präsentieren. [...]